Spätestens mit seiner Ernennung zum Hofkapellmeister des Erzbischofs in Salzburg im Jahre 1684 gehörte die Komposition geistlicher Vokalmusik zu den Amtspflichten von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704). Zu Unrecht steht heute sein umfangreiches geistliches Werk ein wenig im Schatten seiner Instrumentalwerke (mit Ausnahme vielleicht der monumentalen Missa Salisburgenis) – und das, obwohl sich auch in den Messen, Psalmvertonungen und Vespern viele der geschätzten stilistischen Merkmale seiner Instrumentalmusik finden lassen. So zeichnen sich die 1693 entstandene vierstimmige und mit Streichern begleitete Litanei Vesperae longiores ac breviores u. a. durch einen auffällig virtuosen Einsatz der beiden Violinen aus. Simon Carrington, Mitbegründer der berühmten Kings Singers, und die Yale Schola Cantorum machen in einer Live-Produktion mit diesem intim besetzten, aber dennoch grandiosen Werk bekannt, das uns Biber auf dem Gipfel seiner Inspirationskraft zeigt. Ergänzt wird die Vesper in dieser Einspielung durch Vokal- und Instrumentalmusik von Rupert Ignaz Mayr (1646–1712) und Giovanni Legrenzi (1620–1690), zwei bekannten Zeitgenossen Bibers.